Ein schöner Erfolg für den DGB-Kreisverband Bayreuth war die Buchvorstellung im Rahmen der „Bayreuther Gespräche”: Nicht ein einziger Sitzplatz war frei geblieben, die Gäste standen dicht gedrängt bis in den Flur, um zuhören zu dürfen.
Seit 2010 existiert die Buchreihe „Täter, Helfer, Trittbrettfahrer“, die seit 2014 im Kugelberg Verlag erscheint. Nun erschien mit dem 20. der letzte Band „NS-Belastete aus Oberfranken“, in dem 18 Autorinnen und Autoren über 24 einschlägige Fälle berichten. Nach 470 Artikeln von 247 Autorinnen und Autoren über die regionale NS-Täterforschung kam Herausgeber Wolfgang Proske zu dem Schluss: „Die NS-Geschichte muss nicht neu geschrieben, aber im Detail erweitert und nachjustiert werden.“ Der Sozialwissenschaftler und Träger der Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg stellte den Abschlussband der wissenschaftlichen Reihe auf Einladung des DGB-Kreisverbands Bayreuth in der Wilhelm-Leuschner-Stiftung vor.
Einen Artikel dazu beigetragen hat auch Professor Jörg Becker, Gewerkschafter, Politikwissenschaftler und Publizist aus Solingen. Er beleuchtete an diesem Abend in einem packenden Vortrag die Frage „Stehen wir politisch am gleichen Punkt wie 1933?“ Er erläuterte die sozialen und wirtschaftlichen Parallelen bzw. Unterschiede zwischen dem Erstarken des Rechtsextremismus im 20. Jahrhundert und heute. Kurze Antwort: Nein, wir stehen nicht am selben Punkt. Aber an einem andersartig gefährlichen. Im Anschluss diskutierten die Besucherinnen und Besucher angeregt über das Gehörte und so mancher erweiterte am Büchertisch seine persönliche Bibliothek.
Mit diesem Abend endeten zugleich die „Bayreuther Gespräche“ 2025 zur Erinnerung an Wilhelm Leuschner; der Gewerkschafter kam 1890 in Bayreuth zur Welt und wurde am 29. September 1944 von den Nazis ermordet. Die Leuschner-Stiftung und die Bayreuther gewerkschaftlich Aktiven bewahren ihm ein ehrendes und lebendiges Gedenken.