Zahlen einer aktuellen Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit (BA) für den DGB Bayern belegen, dass die Mehrfachbeschäftigung in Bayern einen neuen Höchststand erreicht hat. Gab es im Jahr 2003 noch 258.000 Mehrfachbeschäftigte, hatten im Jahr 2019 bereits 718.000 Menschen mehr als ein Arbeitsverhältnis (Stichtag jeweils zum 30.6.). Dies ist eine Steigerung von 178 Prozent. Das Wachstum der Beschäftigung insgesamt betrug im Vergleichszeitraum hingegen nur 28,9 Prozent.
Matthias Jena, Vorsitzender des DGB Bayern, fordert angesichts dieser Zahlen politische Maßnahmen, um die belastende und unsichere Mehrfachbeschäftigung zurückzudrängen: „Mittlerweile brauchen über 700.000 Beschäftigte mehrere Jobs, um sich über Wasser halten zu können. Diese Entwicklung ist besorgniserregend. Zwar hat die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns 2015 die Einkommenssituation vieler Beschäftigter verbessert, aber von armutsfesten Löhnen sind immer noch zu viele zu weit entfernt. Das liegt in erster Linie an einer stetig abnehmenden Tarifbindung der bayerischen Unternehmen. 44 Prozent der Beschäftigten erhalten keine tarifliche Entlohnung. Verschiedene Studien zeigen aber, dass Beschäftigte, die von Tarifverträgen profitieren, deutlich mehr verdienen als Beschäftigte in Betrieben ohne Tarifbindung. Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Die Politik kann tätig werden, indem sie das Verfahren, nach dem Tarifverträge für allgemeinverbindlich erklärt werden, vereinfacht und das Veto-Recht der Arbeitgeber kippt. Zudem sind staatliche Aufträge an tarifliche Bezahlung zu koppeln.“
Untersuchungen zeigen (z.B. Mehrfachbeschäftigungen in Deutschland. Struktur, Arbeitsbedingungen und Motive), dass bei der Motivlage für Minijobs Geldsorgen überwiegen. Für mehr als jeden Zweiten sind finanzielle Schwierigkeiten ausschlaggebend für eine Nebentätigkeit.
Daher spricht sich Jena für eine deutliche Anhebung des allgemeinen Lohnniveaus aus: „Wer arbeitet, muss davon auch leben können. Darüber hinaus müssen prekäre Beschäftigungsformen, wie Minijobs oder befristete Arbeitsverträge, wirksam eingedämmt werden. Nur so kommt die allgemein positive Entwicklung am Arbeitsmarkt bei allen an", so Jena abschließend.