Anlässlich der heute veröffentlichten Arbeitsmarktzahlen kommentiert Matthias Jena, Vorsitzender des DGB Bayern: „Was noch vor einigen Wochen undenkbar schien, ist nun Realität. Die Corona-Krise hat den bayerischen Arbeitsmarkt fest im Griff. Nahezu alle Unternehmen stehen aufgrund der derzeitigen Beschränkungen vor gewaltigen Herausforderungen. Das zeigt auch die Zahl von 64.000 Betrieben, die allein in Bayern bislang Kurzarbeit angezeigt haben. Aber das ist genau der richtige Weg, um betriebsbedingte Kündigungen und einen damit verbundenen hohen Anstieg der Arbeitslosigkeit in Bayern zu vermeiden. Kurzarbeit ist jetzt das probate Mittel, um Beschäftigte in den Betrieben zu halten und nach der Krise bei verbesserter Auftragslage direkt wieder durchstarten zu können.“
Jena zufolge habe die Bundesregierung dem durch einen erleichterten Zugang zum Kurzarbeitergeld Rechnung getragen. Handlungsbedarf sieht der bayerische DGB-Vorsitzende allerdings nach wie vor bei der Höhe des Kurzarbeitergeldes: „Gerade in Bayern reichen 60 bzw. 67 Prozent vom letzten Nettolohn für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht aus, um über die Runden zu kommen. Da nur in wenigen Branchen bislang tarifvertragliche Lösungen gefunden wurden, ist die Bundesregierung gefordert, das Kurzarbeitergeld auf mindestens 80 Prozent aufzustocken. Es kann nicht sein, dass diese Beschäftigten in Krisenzeiten links liegen gelassen werden, während Unternehmen Finanzspritzen in schwindelerregenden Milliardenhöhen erhalten und die Arbeitgeber bei Kurzarbeit zu 100 Prozent von den Sozialabgaben entlastet werden.“
Zwiespältig sieht Jena die Option für Beschäftigte in Kurzarbeit, sich in krisengebeutelten Branchen etwas hinzuzuverdienen. So sei es laut Jena positiv, dass Zuverdienste nun bis zur Höhe des vorherigen Einkommens nicht mehr auf das Kurzarbeitergeld angerechnet werden. Allerdings appelliert Jena an mögliche Interessenten, ihre Arbeitskraft in der Notlage nicht zu jedem Preis zu überlassen. „Gerade Landwirtschaftsbetriebe suchen derzeit verzweifelt nach Ersatzkräften, die bei der Ernte aushelfen können. Hier ist Vorsicht geboten. Jegliche Versuche, die Notsituation vieler Menschen auszunutzen und den Mindestlohn zu unterlaufen, gilt es unbedingt abzuwehren! Wer jetzt spontan helfende Hände benötigt, sollte beim Lohn nun wirklich nicht geizen“, so Jena abschließend.