Der neue Rentenreport 2023 des DGB Bayern zeigt, wie wichtig es ist, weiter in die Stärkung der gesetzlichen Rente zu investieren. In einem ersten Schritt muss das jetzige Rentenniveau dauerhaft gesichert werden. Perspektivisch wollen wir jedoch deutlich mehr! Auch die Arbeitgeber dürfen nicht aus ihrer Verantwortung entlassen werden. Das Ziel muss eine flächendeckende, arbeitgeberfinanzierte Betriebsrente zur Ergänzung der starken gesetzlichen Rente sein.
Quelle: Rentenreport Bayern 2023 DGB Bayern
Altersrenten in Bayern – vielen droht Altersarmut!
Im Jahr 2021 lag der durchschnittliche Zahlbetrag für Neurentner in der Altersrente bei 1.264 Euro. Neurentnerinnen erhielten hingegen lediglich 833 Euro und damit 431 Euro weniger. Somit übersteigt die Rentenlücke (34 %) zwischen den Geschlechtern sogar die ohnehin hohe Verdienstlücke im Erwerbsleben von 22 % (Stand 2021) nochmals deutlich. Insgesamt blieben erschreckende 78,6 % der neuen Altersrentnerinnen sowie 42,6 % der Altersrentner mit ihren Rentenzahlungen unterhalb der bayerischen Armutsgefährdungsschwelle von 1.236 Euro.
Keine Entwarnung bei den Erwerbsminderungsrenten!
Die durchschnittlichen Zahlbeträge in der Erwerbsminderungsrente (EM-Rente) machen bei den Neurentner*innen des Jahres 2021 im Vergleich zu den letzten Jahren einen kleinen Sprung. Männer erreichten in Bayern durchschnittlich 1.002 Euro, Frauen hingegen nur 880 Euro. Hintergrund ist die weitere Verbesserung der Zurechnungszeit für Neurentner*innen. Mit den sich erholenden Zahlbeträgen ist aber keinesfalls eine Entwarnung bei den EM-Renten verbunden. Denn nach wie vor lagen mehr als 80 Prozent der EM-Rentnerinnen und mehr als 65 Prozent der EM-Rentner im Zugang des Jahres 2021 unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle. Zudem profitiert der Bestand, also diejenigen, die bereits vor dem Jahr 2021 eine EM-Rente in Anspruch genommen haben, noch nicht von den Verbesserungen.
Rente mit 67? Realitätsfern!
Es ist der falsche Weg, die Menschen mit immer neuen Forderungen nach einem späteren Renteneintrittsalter zu verunsichern. Vielmehr sind mit Blick auf die realen Zahlen am bayerischen Arbeitsmarkt massive Impulse für einen alters- und alternsgerechten Umbau der Arbeitswelt notwendig. Im Jahr 2021 lag das Zugangsalter in die Altersrente in Bayern bei rund 64 Jahren. Die Regelaltersgrenze hingegen lag bereits bei 65 Jahren und zehn Monaten. Trotz der auch aktuell nicht zu überhörenden Rufe nach Fachkräften sinken die Wiederbesetzungschancen nach Arbeitslosigkeit mit steigendem Alter rapide. Im rentennahen Alter nimmt der Anteil eines Jahrgangs, der noch sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist, beständig ab. So waren 2021 nur noch 14,3 Prozent der 65-Jährigen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, die Vollzeitquoten liegen nochmals deutlich darunter. Bereits die Rente mit 67 ist unter diesen Gegebenheiten nichts anderes als ein Rentenkürzungsprogramm.
Wenn es nach der Ampelkoalition geht, soll die Rente in Zukunft zumindest teilweise aus Aktiengewinnen finanziert werden. Zur Finanzierung dieser sogenannten „Aktienrente“ will der Bund in diesem Jahr aus Haushaltsmitteln ein Darlehen in Höhe von zehn Milliarden Euro aufnehmen, sich also mit Krediten verschulden. In den nächsten 15 Jahren sollen jährlich weitere Milliarden in den Fonds fließen – woher dieses Geld kommen soll, ist aber noch unklar. Ganz aktuell liebäugelt der Bundesfinanzminister wieder damit, dass künftig auch Rentenbeiträge in den Fonds fließen sollen. Damit überschreitet Lindner allerdings eine rote Linie. Denn für uns steht fest: Mit dem Geld der Beitragszahler*innen zockt man nicht!
Ohnehin ist die Wirkung der Aktienrente in ihrer aktuellen Ausgestaltung mehr als begrenzt. Das ifo-Institut hat ausgerechnet, dass jede*r Rentner*in dadurch einmalig etwa 240 Euro erhält, im Monat ist das hochgerechnet ungefähr 1 (!) Euro. Für eine starke gesetzliche Rente braucht es andere Antworten!
Die Streitzeit im PDF-Format zum Download: