Über 5.000 Gewerkschafter*innen demonstrieren am 1. Mai auf dem Marienplatz. Das Motto der Kundgebung an diesem 1. Mai ist „Mach dich stark mit uns“.
Auch aktuell befinden sich Beschäftigte in Tarifauseinandersetzungen für bessere Löhne und gute Arbeit. Die Münchner DGB-Vorsitzende Simone Burger begrüßte daher die Kolleg*innen in den Tarifrunden im KfZ-Handwerk, im Versicherungsgewerbe, bei den Zeitungsverlagen, in der Baustoffindustrie und beim BfZ (Erwachsenenbildung).
Dazu sagt Burger: „Das beste gegen das Gefühl von Ohnmacht, das viele auf Grund der politischen Weltlage verspüren, ist es sich zu organisieren. Gemeinsam sind wir stärker und wir können mehr erreichen. Die erfolgreichen Tarifkämpfe der letzten Jahre sind der Beweis. Sie zeigen: Ohne unseren Einsatz, ohne die Warnstreiks und Streiks wären diese Ergebnissen nicht möglich gewesen. Deshalb ist das Motto zu diesem 1. Mai ‚Mach dich stark mit uns‘.“
Vor 135 Jahren ging die Arbeitnehmer*innenbewegung zum ersten Mal weltweit gemeinsam auf die Straße. Die Kernforderung war damals die Einführung des 8-Stunden-Tags. „Wir Gewerkschaften haben lange für den 8-Stunden-Tag gekämpft und wir lassen ihn uns nicht einfach kampflos nehmen. Es geht nicht um irgendein Dogma, dass wir etwa irgendwas bewahren wollten, nur um des Bewahrens Willen, was heute aber nicht mehr passt. Es geht um unsere Gesundheit. Um unser Leben. Wir sind nicht erst dann Leistungsträger*innen, wenn wir müde und kaputt abends von der Arbeit nach Hause kommen,“ so Burger weiter.
Jedes Jahr einigen sich die Münchner Gewerkschaften auf ein Thema, das ihnen gemeinsam in diesem Jahr besonders wichtig ist. In diesem Jahr ist dieses Thema der Kampf für ein besseres Leben: Wir lassen uns nicht von rechtsextremen Kräften spalten.
Den Redebeitrag hielt Valeria Gorschunow, sie ist die Vertrauenskörperleiterin bei BMW München.
„Was mich besonders stolz macht, ist die Vielfalt in unseren Betrieben. Egal aus welchem Land wir kommen, welche Sprache unsere Muttersprache ist oder welcher Religion wir angehören – wir sind eine Einheit. Im Betrieb, im Alltag, in unserer Gesellschaft. Natürlich gibt es Stimmen da draußen, die das anders sehen. Die versuchen zu spalten. Die sagen: ‚Die gehören nicht dazu.‘
Aber da sage ich ganz klar: Nicht mit uns! Wir lassen uns nicht spalten. Nicht nach Herkunft. Nicht nach Pass. Nicht nach Hautfarbe. Denn wir wissen: Wir sind nur stark, wenn wir zusammenhalten,“ so Gorschunow.
Die Jugendrede hielt in diesem Jahr Florian Gersten von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).
Unter dem Motto ‚Privat zerstört, was allen gehört!‘ appellierte Gersten, die Daseinsvorsorge vollständig zurück in öffentliche Hand holen.
„Wenn wir dafür sorgen, dass nicht Profit, sondern Bedürfnisse entscheiden. Deswegen sagen wir als DGB Jugend ganz klar: Gesellschaftlicher Nutzen für alle statt persönlicher Gewinn für Einzelne. Schluss mit dem Kaputtsparen! Schluss mit dem Privatisierungswahn! Es wird Zeit für eine Politik, die in die Zukunft investiert – nicht in Profite, sondern in Menschen!“
Robert Feiger, Vorsitzender der IG BAU hielt in diesem Jahr die Hauptrede. Hier finden sie einige Zitate aus seiner Rede:
In seiner Rede zum Tag der Arbeit auf dem Münchner Marienplatz ist der Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) Robert Feiger unter anderem auf den aktuellen Vertrag der neuen schwarz-roten Koalition eingegangen.
Feiger forderte, dass die Renten sicher sind und das Niveau langfristig steigen müsse. Wer sich dabei auf die private Vorsorge und den Markt verlasse, liefere die Menschen der Unsicherheit aus. „Man sieht, wohin das beispielsweise in den USA unter Trump geführt hat: Renten werden zur Zockerei, Altersarmut zum Massenphänomen. Auch Herr Merz sollte das endlich begreifen. Wer jahrelang für einen Finanzkonzern wie BlackRock gearbeitet hat, mag den Kaptalmarkt als die Lösung aller Probleme halten – wir Gewerkschaften tun das nicht.“ Altersvorsorge gehöre in die Hände der Solidargemeinschaft und nicht von Fondsmanagern.
München sei das Paradebeispiel dafür, wie ein attraktiver Wohnort zur sozialen Falle wer-den könne, konstatierte der Chef der Baugewerkschaft zudem auf der Kundgebung in der bayerischen Landeshauptstadt. Es gebe „glänzende Konzernzentralen internationaler Investoren auf der einen Seite, und auf der anderen Seite Mieten, die explodieren.“ Menschen mit normalen Einkommen würden an den Rand oder gleich aus der Stadt gedrängt, dann hieße es „pendeln bis zum Umfallen“. Und wer in der Stadt bleibe, „wohnt zu eng, zu teuer.“ Das betreffe nicht nur Auszubildende oder Rentner*innen, sondern auch Fachkräfte, Erzieherinnen, Pflegekräfte, Handwerker – „also Menschen, die den Laden am Laufen halten.“ Es müsse endlich eine klare Mietobergrenze geben, „denn sozialer Wohnraum muss auch sozial bleiben.“ Und es sei eine langfristige Wohnungsbau-Förderung für mehr Planungssicherheit von Nöten. Deshalb sei es gut, dass nun endlich die Schuldenbremse gelockert werde, es stünden 500 Milliarden Euro für Investitionen zur Verfügung. „Was die Arbeitnehmer*innen-Vertretungen seit Jahren gefordert haben, wird nun endlich Wirklichkeit. Aber das steht bislang nur auf dem Papier. Was wir jetzt brauchen, sind konkrete Programme fürs Bauen. Und das im Eiltempo.“ Und damit man sich eine neue Wohnung oder ein Häuschen leisten könne, brauche es zudem einen fixen Zinsdeckel.
„Kein Fußbreit den Faschisten“, rief IG BAU-Chef Feiger schließlich den zahlreichen Teil-nehmer*innen zu. Dieser Aufruf galt der nach der Bundestagswahl weiter erstarkten AfD. „Sie will die Demokratie aushöhlen, sie hetzt gegen Migrant*innen, Frauen und auch Gewerkschaften. Also eigentlich gegen alles, was unsere Gesellschaft stark macht.“ Sie stehe gegen Mitbestimmung, gegen Tarifverträge und gegen die Rechte der Beschäftigten. „Die AfD ist ein Angriff auf uns alle, sie ist keine normale Partei, Herr Spahn.“