Wohnen wird für viele Auszubildende in Bayern zum finanziellen Kraftakt. Das zeigt eine aktuelle Befragung der DGB-Jugend Bayern unter mehr als 800 jungen Menschen im Rahmen der Kampagne „Wie wir wohnen wollen“. Die Ergebnisse machen deutlich: Hohe Mieten, niedrige Ausbildungsvergütungen und steigende Lebenshaltungskosten bringen viele Azubis an ihre Grenzen.
Hohe Miet- und Lebenskosten belasten Auszubildende
Im Durchschnitt zahlen die Befragten rund 550 Euro Miete und 105 Euro für Mobilität – bei einem durchschnittlichen Einkommen von 975 Euro im Monat. Damit bleiben oft nur wenige Euro pro Tag für Essen, Freizeit oder Gesundheit. Besonders betroffen sind Auszubildende in der Gastronomie und Hotellerie, wo niedrige Löhne überwiegen. Viele müssen zusätzlich arbeiten, um über die Runden zu kommen. Die Befragten äußern zudem Frustration über mangelnde Aufstiegschancen und die fehlende Möglichkeit, Wohneigentum zu erwerben – ein Szenario, das für frühere Generationen noch selbstverständlich war.
Fast 70 Prozent der Befragten wohnen noch bei ihren Eltern – ein Indiz dafür, dass eigenständiges Wohnen für viele Jugendliche schlicht nicht leistbar ist. Der Wunsch nach einer eigenen Wohnung wächst mit steigendem Alter – zugleich sinkt die Zufriedenheit mit der aktuellen Wohnsituation. Junge Menschen mit geringerem Einkommen wohnen häufiger noch im Elternhaus. Besonders groß ist der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum, je weiter der Ausbildungsort vom Elternhaus entfernt liegt.
Azubiwerke als gefragte Lösung
Etwa 43 Prozent der Befragten können sich vorstellen, in einem Azubiwerk zu wohnen, weitere 26 Prozent unter bestimmten Bedingungen – vor allem, wenn die Wohnungen bezahlbar sind und die Ausstattung den Alltag erleichtert. Besonders wichtig sind den Befragten ein eigenes Bad, eine Waschmaschine, ein stabiler Internetanschluss, Privatsphäre, ein Parkplatz sowie flexible Auszugsmöglichkeiten nach Ende der Ausbildung.
Mobilität als zusätzliche Belastung
Fast 45 Prozent der Befragten legen mehr als 16 Kilometer zwischen Wohnort und Ausbildungsstätte zurück. Rund 40 Prozent nutzen dabei das eigene Auto, 32 Prozent den öffentlichen Nahverkehr. Die hohen Mobilitätskosten verschärfen den finanziellen Druck zusätzlich, entsprechend groß ist der Wunsch nach einem kostenlosen ÖPNV.
Klare Forderungen an die Politik
Die DGB-Jugend Bayern appelliert an die Politik, junge Menschen in Ausbildung endlich zu entlasten:
• Schaffung von mehr bezahlbarem Wohnraum und Ausbau von Azubiwerken
• Erhöhung der Ausbildungsvergütungen
• Stärkere finanzielle Unterstützung und Entlastung bei Mobilitätskosten
• Gezielte Inanspruchnahme des Sonderprogramms „Junges Wohnen“ der Bundesregierung für den Bau weiterer Azubiwerke
Anna Gmeiner, Bezirksjugendsekretärin:
„Viele junge Menschen in Ausbildung müssen jeden Cent zweimal umdrehen – sie brauchen bezahlbaren Wohnraum, faire Vergütung und Unterstützung bei Mobilität. Wir fordern die Politik auf, jetzt zu handeln, damit Ausbildung nicht zum finanziellen Risiko wird."