Stiedl: „Kalendertricks statt fairer Beschäftigung – das ist unwürdig für ein Land, das Bildung angeblich priorisiert.“
Borgendale: „Wer engagierte junge Lehrkräfte jedes Jahr pünktlich zum Schuljahresende aus dem Dienst entlässt, macht den Beruf systematisch unattraktiv.“
Viele befristet beschäftigte Lehrkräfte in Bayern stehen erneut vor einem Sommer ohne Einkommen: Ihre Verträge enden mit dem Schuljahr – und werden systematisch erst nach den Ferien verlängert. Dieses Jahr besonders auffällig: Der letzte Schultag fällt auf einen Donnerstag, der August beginnt am Freitag. Für viele von ihnen bedeutet das: einen Monat arbeitslos – ohne Gehalt und oft ohne soziale Absicherung, trotz Wiedereinstellung zum Schuljahresbeginn.
Laut Bundesagentur für Arbeit meldeten sich 2024 in Bayern 790 Lehrkräfte zu Beginn oder während der Sommerferien arbeitslos – mehr als in jedem anderen Bundesland. Im Verhältnis zur Gesamtzahl aller betroffenen Lehrkräfte lag Bayern mit 48 Prozent nur knapp hinter Baden-Württemberg. In den anderen Bundesländern ist diese Quote zum Teil deutlich niedriger. Betroffen sind vor allem junge Lehrkräfte, die ohnehin schon in prekären Beschäftigungsverhältnissen stehen.
Für den DGB Bayern ist das kein Zufall, sondern ein durchschaubares Kalkül: „Der Freistaat nutzt jedes Schlupfloch, um sich auf dem Rücken seiner Beschäftigten ein paar Euro zu sparen. Kalendertricks statt fairer Beschäftigung – das ist unwürdig für ein Land, das Bildung angeblich priorisiert“, kritisiert der bayerische DGB-Vorsitzende Bernhard Stiedl.
Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Bayern zeigt sich empört: „Der Freistaat klagt über massiven Personalmangel, findet keine geeigneten Bewerber*innen – und gleichzeitig verprellt er mit solchen Tricks genau die Menschen, die wir dringend brauchen. Wer engagierte junge Lehrkräfte jedes Jahr pünktlich zum Schuljahresende aus dem Dienst entlässt, macht den Beruf systematisch unattraktiv“, sagt Martina Borgendale, GEW-Landesvorsitzende. „So wird das nichts mit der dringend nötigen Personalgewinnung.“
Der DGB Bayern und die GEW Bayern fordern ein Ende dieser Praxis und eine klare Verpflichtung des Freistaats, befristet angestellte Lehrkräfte auch über die Sommerferien hinweg zu beschäftigen – unabhängig davon, wann diese beginnen.