Seit dem 1. Juli ist die bayernweite „Fast Lane“ zur beschleunigten Einwanderung ausländischer Fachkräfte offiziell in Kraft. Der DGB Bayern begrüßt diesen Schritt als grundsätzlich sinnvolle Maßnahme zur Entlastung des Arbeitsmarkts, warnt aber zugleich vor einer einseitigen Fokussierung auf internationale Rekrutierung.
„Die Fast Lane kann helfen, Verfahren effizienter zu gestalten und Fachkräften aus dem Ausland schneller den Weg in den bayerischen Arbeitsmarkt zu ebnen“, erklärt Bernhard Stiedl, Vorsitzender des DGB Bayern. Aus Sicht des DGB Bayern ist es richtig, Zuwanderung als festen Bestandteil einer modernen Arbeitsmarktpolitik zu begreifen. Entscheidend sei jedoch, dass die Rahmenbedingungen für diese Fachkräfte stimmen: „Wer qualifizierte Menschen ins Land holen will, muss auch für faire Arbeitsbedingungen, Schutz vor Ausbeutung und echte Teilhabe sorgen. Nur dann wird Zuwanderung langfristig zum Erfolgsmodell.“
Schon heute leisten Beschäftigte mit ausländischer Staatsangehörigkeit einen wesentlichen Beitrag zur Stabilität der bayerischen Wirtschaft. Allein seit 2019 ist ihre Zahl um mehr als 300.000 gestiegen – auf über 1,14 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Freistaat (Stand: November 2024).
Stiedl betont, dass ohne ihren täglichen Einsatz zentrale Bereiche wie Industrie, Logistik, Pflege oder der öffentliche Nahverkehr kaum noch funktionieren würden. Die wirtschaftliche Bedeutung sei längst unstrittig – umso wichtiger sei es, diesen Beschäftigten nicht nur kurzfristige Perspektiven zu bieten, sondern sie dauerhaft gleichberechtigt in die Arbeitswelt zu integrieren.
Trotz aller Fortschritte bei der Fachkräfteeinwanderung mahnt der DGB Bayern, die inländischen Potenziale nicht aus dem Blick zu verlieren. „Zuwanderung kann und muss Teil der Lösung sein – aber sie ersetzt nicht die Aufgabe, auch hierzulande alle Menschen in Arbeit und Ausbildung zu bringen“, so Stiedl. Im Freistaat scheitern viele junge Menschen noch immer an der Suche nach einem Ausbildungsplatz, ältere Beschäftigte tun sich schwer mit dem Wiedereinstieg, und insbesondere Frauen finden sich nach wie vor viel zu häufig in Teilzeit oder Minijobs wieder, obwohl sie mehr leisten könnten und wollten.
Gerade mit Blick auf den Wandel der Arbeitswelt brauche es nun entschlossene Investitionen in Bildung, Qualifizierung und berufliche Entwicklung. Für viele sei Weiterbildung der einzige Weg, um den Sprung von einer angelernten Tätigkeit zur gefragten Fachkraft zu schaffen. Stiedl unterstreicht: „Wer wirklich etwas gegen den Fachkräftemangel tun will, muss nicht nur die Verfahren beschleunigen, sondern vor allem den Menschen im Land neue Chancen eröffnen. Weiterbildung, Aufstiegs-möglichkeiten und faire Arbeitsbedingungen gehören untrennbar zusammen.“
Der DGB Bayern sieht in der neuen Fast Lane ein nützliches Instrument – aber eben nur eines von vielen. „Entscheidend ist, dass es eingebettet wird in eine umfassende und gerechte Fachkräftestrategie, die alle Menschen mitnimmt, unabhängig von Herkunft, Alter oder Geschlecht“, so Stiedl abschließend.