DGB Bay­ern for­dert bes­se­re Un­ter­stüt­zung für pfle­gen­de An­ge­hö­ri­ge

Datum

Ordnungsnummer PM 037

Stiedl: „Statt Doppel- und Dreifachbelastungen brauchen pflegende Angehörige endlich spürbare Entlastungen.“

Der DGB Bayern zeigt sich tief besorgt über die aktuellen Belastungen, denen pflegende Angehörige ausgesetzt sind. Nach einer aktuellen AOK-Studie müssen pflegende Angehörige 49 Stunden pro Woche für die Pflege aufwenden. 2019 lag der Durchschnittswert noch bei 43 Stunden. „Diese alarmierende Zahl unterstreicht die dringende Notwendigkeit, die Pflegepolitik in Bayern und Deutschland insgesamt grundlegend zu reformieren“, sagt Bernhard Stiedl, Vorsitzender des DGB Bayern.

Die immer weiter zunehmende Belastung der pflegenden Angehörigen sei Stiedl zufolge ein deutliches Zeichen dafür, dass die bisherigen Maßnahmen und Unterstützungssysteme nicht ausreichen. So hätten etwa laut Studie nur 3 Prozent der Befragten von der Möglichkeit einer pflegebedingten Freistellung von bis zu 6 Monaten Gebrauch gemacht. „Eine unentgeltliche Freistellung kann sich die überwiegende Mehrheit der pflegenden Angehörigen schlichtweg nicht leisten. Sie müssen daher durch eine angemessene finanzielle Unterstützung, z.B. durch einkommensersetzende Leistungen wie beim Elterngeld, und Rentenansprüche besser abgesichert werden. Wir müssen endlich dahin kommen, die Pflegezeit wie eine Erwerbstätigkeit anzuerkennen.“

Darüber hinaus gehen die hohen Stundenzahlen oft mit erheblichen physischen und psychischen Belastungen einher, die das Wohl der Pflegenden ernsthaft gefährden. Frauen sind hiervon besonders betroffen, da sie den Großteil der Pflegearbeit und anderer Sorgearbeiten übernehmen und dadurch in ihrem Berufsleben stark eingeschränkt werden. „Wenn dann auch noch der Bayerische Ministerpräsident indirekt eine 6-Tage-Woche fordert, ist das gerade für pflegende Angehörige doch blanker Hohn. Längere Arbeitszeiten sowie die Einschränkung von Teilzeitmöglichkeiten gehen komplett an der Lebensrealität dieser Menschen vorbei. Statt Doppel- und Dreifachbelastungen brauchen pflegende Angehörige endlich spürbare Entlastungen.“

Notwendig sei laut Stiedl ein umfassender Ausbau der professionellen Pflegeeinrichtungen und der ambulanten Pflegedienste, gerade auch in den ländlichen Regionen. Ebenso müssten die Kurzzeitpflegeplätze ausgeweitet werden, um Angehörigen Auszeiten und Urlaub zu ermöglichen. „All diejenigen, die sich um die Pflege und Betreuung ihrer Liebsten kümmern, sind eine tragende Säule unseres Sozialsystems. Ihre immense Leistung darf nicht länger selbstverständlich hingenommen, sondern muss durch gezielte politische Maßnahmen unterstützt und wertgeschätzt werden", so Stiedl abschließend.

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