Stiedl: „Die Entscheidung von 3M, das Dyneon-Werk bis 2025 zu schließen und für hohe Kosten abzubauen, ist weder politisch noch wirtschaftlich nachvollziehbar. Sie gefährdet Produktionen in vielen Branchen und bis zu 4000 Arbeitsplätze in der ganzen Region.“
Der Vorsitzende des DGB Bayern, Bernhard Stiedl, wendet sich in einem offenen Brief an die Geschäftsführung des Mutterkonzerns 3M und fordert darin, die Entscheidung der Konzernleitung, das hochprofitable Dyneon-Werk, zu schließen, rückgängig zu machen. „Wir kritisieren dabei nicht die Entscheidung von 3M, sich aus den Bereichen aller Fluorchemie-Aktivitäten zurückzuziehen, sondern dass ein gewinnbringender Verkauf des Standortes nicht in Betracht gezogen wird“, so Stiedl.
Nach aktueller Beschlusslage schließt der 3M-Konzern einen Verkauf des Standortes aus und nimmt einen kostenintensiven Rückbau der Anlage, der höchsten Umweltstandards unterliegt, in Kauf. Diese Entscheidung kann weitreichende Folgen für den gesamten Chemiepark in Gendorf haben. Die dort ansässigen Firmen arbeiten eng im Verbund und sind aufeinander angewiesen. Von besonderer Bedeutung für den Chemiepark sind dabei die Fluorkunststoffe der Firma Dyneon. Durch den Produktionswegfall stünden bis zu 4000 Arbeitsplätze in der Region auf dem Spiel.
Darüber hinaus würde die Schließung des Standortes auch schwierige internationale Abhängigkeiten für den Industriestandort Deutschland schaffen. Die dort produzierten Fluorkunststoffe werden in zahlreichen Branchen (Automobilindustrie, Luftfahrtindustrie, Halbleiter und Windräder) dringend benötigt.
Fluorkunststoffe sind Hochleistungswerkstoffe, die aufgrund ihrer chemischen Struktur eine außerordentliche Kombination verschiedener Eigenschaften aufweisen. Sie sind sehr schwer entflammbar, langlebig, chemisch beständig, elektrisch isolierend, chemisch rein, UV- und witterungsbeständig, reibungsmindernd – und werden deshalb mit ihrem Eigenschaftsprofil bevorzugt dort eingesetzt, wo andere Werkstoffe die Risiken in der Anwendung erhöhen oder alternative Werkstoffe nicht zur Verfügung stehen.
Die Fluorkunststoffe werden nach OECD-Standard weitestgehend als Produkte mit einem geringen Risiko für die menschliche Gesundheit und die Umwelt eingestuft. Der DGB Bayern fordert daher, die Fluorkunststoffe, die benötigten Vorstufen und im Beschränkungsvorschlag genannte Produktionshilfsmittel aus dem PFAS-Beschränkungsverfahren herauszunehmen. Da dies aufgrund der Komplexität des vorliegenden Entwurfs zum PFAS-Beschränkungsvorschlag nicht bis zum 22. März 2023 praktisch umzusetzen sein wird, sollte die Veröffentlichung des endgültigen PFAS-Beschränkungsvorschlags um 6 Monate auf den 22. September 2023 verschoben werden.
Stiedl dazu: „Wenn wir die Energiewende und die Transformation erfolgreich gestalten wollen, dürfen wir uns nicht in gefährliche Abhängigkeiten begeben. Das Werk und das damit verbundene Know-how der Beschäftigten vor Ort muss dringend in Gendorf erhalten bleiben.“