Ein­kaufs­nacht Nürn­ber­g: Ge­werk­schaft ver­misst Ver­nunft in Kri­sen­zei­ten

DGB und ver.di stemmen sich gegen lange Einkaufsnacht Ende November

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Die Stadt Nürnberg will zum Start des Christkindlesmarktes am letzten Freitag im November eine lange Einkaufsnacht in der Altstadt durchführen. Die Regierung von Mittelfranken habe dafür bereits eine Genehmigung erteilt.

Der DGB Mittelfranken und die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di lehnen die Verlängerung von Ladenschusszeiten seit vielen Jahren grundsätzlich ab. „Insbesondere Ladenöffnungen an Sonntagen und nach 20 Uhr leisten einer rast- und ruhelosen Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft Vorschub. Gerade in der aktuellen Krisensituation macht es keinen Sinn, die Öffnungszeiten zu verlängern“, sagt DGB-Regionsgeschäftsführer Stephan Doll.

Auch für ver.di Mittelfranken birgt die Entscheidung der Stadt große Ungereimtheiten. Thomas Vieweg, Fachbereichsvorstand Handel: „Unsere Beschäftigten können diese Entscheidung nicht nachvollziehen, da sie laut Bundesregierung im privaten Bereich Energie sparen und kürzertreten sollen. Diese Entscheidung ist verantwortungslos und ein ganz schlechtes Beispiel, wie hier mit zweierlei Maß gemessen wird.“

Ganz grundsätzliche befinde sich der stationäre Einzelhandel in einer schwierigen Situation, so ver.di. „Die Beschäftigten sind ohnehin an der Grenze der Belastbarkeit“, sagt Gewerkschafter Vieweg.

Aus Sicht des DGB sind die Belastungen vor allem für die unteren und mittleren Einkommensbezieher*innen im Zuge der Energiekrise enorm. „Die Kund*innen können ihr Geld nur einmal ausgeben. Eine Kaufzurückhaltung im Weihnachtsgeschäft dürfte aufgrund der Energiepreisentwicklung und der Inflation insgesamt nur zu verständlich sein. Auch aus dieser Sicht betrachtet, macht eine Verlängerung der Öffnungszeiten deshalb keinen Sinn“, sagt Stephan Doll.

Einen konkreten Sparvorschlag formuliert Thomas Vieweg: „Vielmehr sollte man über eine Verkürzung der Öffnungszeiten, nachdenken. Das würde richtig Energie sparen, es wäre mehr Personal für unsere Kundschaft da und hätte somit Vorteile für alle. Erste Einzelhändler, wie beispielsweise der Edeka in Deggendorf gehen genau diesen Weg.“

Gemeinsam appellieren die beiden Nürnberger Gewerkschafter an die Stadt und den Einzelhandel: „Überdenken Sie Ihre Entscheidung. Geben Sie ein vorbildhaftes Beispiel für Vernunft und Solidarität!“

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