Auch in diesem Jahr gedachte die DGB-Jugend München erneut den Ermordeten, Betroffenen und Hinterbliebenen des Attentates auf das Oktoberfest vom 26.09.1980, dem größten rechtsterroristischen Anschlag der deutschen Nachkriegsgeschichte. Wie alle fünf Jahre üblich, wurde das Gedenken von der Landeshauptstadt München ausgetragen, mit routinierter Unterstützung der DGB-Jugend München.
Dieses Jahr beschäftigte sich die DGB-Jugend mit der Frage, welche Bedeutung Gedenkarbeit für die Jugend hat und warum gerade die Gewerkschaftsjugend das Gedenken seit 1982 als wesentlichen Bestandteil ihrer Aufgabe ansieht.
Wie schon in der Vergangenheit zuvor hielt auch in diesem Jahr der Oberbürger-meister der Landeshauptstadt München, Dieter Reiter, ein Grußwort. Für ihn ist klar: „Rechtsextremismus ist keine Bedrohung von gestern. Er ist die größte Ge-fahr für unsere Demokratie – heute mehr denn je!“. Er forderte deswegen seine Kolleg*innen in der Politik auf „mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln der extremen Rechten entgegen[zu]treten und sich niemals den rassistischen und geschichtsvergessenen Diskursen und der völkischen Ideologie auch nur an-satzweise an[zu]nähern“.
Aus dem Kreis der Betroffenen sprach Robert Höckmayr, dessen zwei Geschwister bei dem Anschlag 1980 ermordet wurden. Er kritisierte die Untätigkeit der Politik in Sachen der Aufklärung und der Unterstützung für die Betroffenen.
Als Gastrednerin kam Sonia Zanotti, die Vizepräsidentin der Vereinigung der An-gehörigen der Opfer des Anschlags von Bologna, einem ebenfalls rechtsextremen Anschlag auf den Bahnhof von Bologna bei dem am 2. August 1980 85 Menschen getötet und über 200 weitere verletzt wurden. Sie betonte die Bedeutung von
Gedenkinitiativen für den demokratischen Prozess und für die nächste Generation. „Es ist nie einfach, vor Menschen zu sprechen, und auch heute, an diesem Ort, ist es schwer. Aber ich sehe es als eine Pflicht, die uns alle betrifft: eine zivile Verpflichtung und eine Verantwortung gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern und gegen-über den neuen Generationen“, sagte sie und fügte hinzu: „Das können wir nur gemeinsam erreichen: mit unseren Projekten, mit unseren Erfahrungsberichten, mit den Stimmen derer, die diese Momente erlebt haben, aber auch mit der Unterstützung und Präsenz der Bürgerinnen und Bürger, Institutionen, Verwaltungen und Politik“.
Die Rednerin der DGB-Jugend, Magdalena Wesselly schloss direkt daran an und legte den Fokus ihrer Rede auf die gesellschaftliche Verantwortung. Die Jugend richte das Gedenken bereits seit den 80ern aus. Sie hat sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gestellt. Doch die Mittelkürzungen in der Jugendarbeit sei ein gefährliches Signal der Politik. „Seit Jahren werden Gelder in der Jugendarbeit gekürzt. Räume, in denen sich junge Menschen entfalten und begegnen können, verschwinden. Politische Bildungsangebote können nicht mehr finanziert werden, weil an der Jugend gespart wird. In dieses Vakuum stoßen rechts-extreme Akteure vor“. Deswegen fordere die DGB-Jugend mehr finanzielle Mittel für Jugendverbandsarbeit und Radikalisierungspräventionsprogramme. „Wer hier spart, spart an der Wehrhaftigkeit unserer Demokratie“, so Wesselly.
Alle Redner*innen betonten daher, dass das Gedenken weitergehen müsse, um auch mediale Aufmerksamkeit für die Belange der Betroffenen zu schaffen.
Abschließend legten Überlebende und Hinterbliebene sowie die anwesenden Gäste Nelken am Denkmal nieder.