Schulstart in Bayern: DGB fordert Verlässlichkeit für Familien und Lehrkräfte

Stiedl: „Wer den Ganztagsausbau verschleppt, hält Familien in der Teilzeitfalle fest.“

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Zum Start des neuen Schuljahres am 16. September warnt der DGB Bayern vor den Folgen einer planlosen Bildungspolitik. „Steigende Schülerzahlen, fehlende Lehrkräfte und unzureichende Ganztagsangebote – die bayerischen Schulen stecken im Dauerstress. Am Ende sind es Kinder, Eltern und Lehrkräfte, die die Versäumnisse der Staatsregierung ausbaden müssen“, sagt Bernhard Stiedl, Vorsitzender des DGB Bayern.

Besonders hart trifft die Situation berufstätige Eltern. Laut Mikrozensus haben im Jahr 2023 in Bayern rund 80 Prozent der Mütter mit Kleinkindern unter drei Jahren in Teilzeit gearbeitet – meist, weil Betreuungsangebote fehlen. „Wenn Kinder mittags nach Hause kommen, während die Arbeitswelt ganztägige Verfügbarkeit erwartet, geraten Eltern in ein Dauer-Spannungsfeld. Vor allem Mütter stemmen Care-Arbeit zusätzlich zum Job. Das ist eine unfaire Doppelbelastung und ein volkswirtschaftlicher Schaden, den wir uns nicht leisten können“, betont Stiedl.

Ein zentraler Hebel zur Entlastung von Familien ist der Ausbau von Ganztagsplätzen. Doch ausgerechnet hier blockiert der Freistaat: Von den 461 Millionen Euro, die der Bund für den Ganztagsausbau in Bayern bereitstellt, wurden bislang lediglich 1,3 Prozent abgerufen. „Während Eltern händeringend nach Betreuungsplätzen suchen, lässt die Staatsregierung dringend benötigte Bundesmittel einfach liegen. Wer den Ganztagsausbau verschleppt, hält Familien in der Teilzeitfalle fest“, kritisiert Stiedl.

Auch bei den Lehrkräften fehlt es an Verlässlichkeit: Während an weiterführenden Schulen tausende Lehrerinnen und Lehrer fehlen, droht gleichzeitig gut ausgebildeten Grundschullehrkräften in den kommenden Jahren die Arbeitslosigkeit. „Dieses Nebeneinander von Mangel und Überschuss ist ein bildungspolitischer Offenbarungseid. Bayern plant mit der Glaskugel – und das auf dem Rücken unserer Kinder“, so Stiedl.

Der DGB Bayern fordert deshalb einen grundlegenden Neustart in der Bildungspolitik: Ganztagsangebote müssen konsequent ausgebaut werden, indem die vorhandenen Bundesmittel endlich genutzt werden. Gleichzeitig braucht es eine langfristige und realistische Lehrkräfteplanung, die Sicherheit für Eltern, Kinder und Beschäftigte schafft.

„Schule darf nicht länger eine private Sorge der Familien sein, sondern muss als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden werden. Nur so gibt es echte Chancengleichheit für Kinder, Entlastung für Eltern und eine sichere Zukunft für den Arbeitsmarkt“, so Stiedl abschließend.

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