Fehlende Tarifbindung wird für Bayern immer teurer: Neueste Berechnungen des DGB auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass den Sozialversicherungen im Freistaat jährlich rund 7 Milliarden Euro und dem Fiskus zusätzlich 4,1 Milliarden Euro an Einkommensteuern entgehen. Und auch für die Beschäftigten selbst bedeutet das ein deutliches Minus im Geldbeutel: Wer nicht nach Tarif bezahlt wird, hat im Schnitt 2.671 Euro netto pro Jahr weniger zur Verfügung. Wäre Bayern flächendeckend tarifgebunden, stünden den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern insgesamt rund 9,5 Milliarden Euro mehr Kaufkraft zur Verfügung.
„Diese Zahlen belegen eindrucksvoll: Tarifverträge sichern nicht nur faire Löhne und bessere Arbeitsbedingungen, sie sind zugleich ein gesamtgesellschaftlicher Gewinn“, erklärt Bernhard Stiedl, Vorsitzender des DGB Bayern. „Eine hohe Tarifbindung ist kein Hemmschuh, sondern vielmehr ein Motor für Wachstum und Stabilität: Sie stärkt die Binnennachfrage, sichert gute Arbeit und schafft soziale Sicherheit.“
Doch aktuell profitiert in Bayern nicht einmal mehr die Hälfte der Beschäftigten von einem Tarifvertrag. Mit Blick auf diese „alarmierende Entwicklung“ kann Stiedl den politischen Umgang mit dem Thema im Freistaat nicht nachvollziehen: „Es ist widersprüchlich, dass Ministerpräsident Markus Söder in Berlin das Bundestariftreuegesetz mitgetragen hat, er aber ein Tariftreuegesetz für Bayern nach wie vor blockiert. Damit verhindert er bessere Löhne und Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten und schwächt die bayerische Wirtschaftskraft.“
Der DGB Bayern fordert seit langem ein eigenes Tariftreuegesetz im Freistaat, damit öffentliche Aufträge nur noch an Unternehmen vergeben werden, die Tariflöhne zahlen. „Hiervon würden insbesondere kleine und mittlere Unternehmen sowie Handwerksbetriebe profitieren, da sich diese dann besser gegen Billigkonkurrenz von Subunternehmen behaupten können“, sagt Stiedl.
Darüber hinaus brauche es ergänzende Schritte, um die Tarifbindung insgesamt zu stärken: den erleichterten Zugang der Gewerkschaften in die Betriebe, steuerliche Vorteile für Gewerkschaftsmitglieder, die Fortgeltung bestehender Tarifverträge bei Unternehmensumstrukturierungen sowie bessere Möglichkeiten, Tarifverträge allgemeinverbindlich zu erklären: „Wir brauchen eine klare Trendwende - Tarifbindung muss wieder die Regel werden. Nur so sichern wir faire Einkommen, starke Sozialkassen und eine stabile Wirtschaft“, so Stiedl abschließend.
Weiterführende Informationen:
Die DGB-Berechnungen basieren auf der jüngsten Verdiensterhebung (VE), die das Statistische Bundesamt zuletzt für das Jahr 2024 erhoben hat.
Die konkreten Vorschläge des DGB und seiner Mitgliedsgewerkschaften sind in einem 14‑Punkte‑Positionspapier zusammengefasst. Hier geht es zur Kurzfassung des Positionspapiers.