Stiedl: „Würde mir in der aktuellen Situation mehr Optimismus und Selbstvertrauen wünschen.“
Mit Unverständnis reagiert der DGB Bayern auf Klagerufe der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) und der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) bezüglich der aktuellen wirtschaftlichen Lage.
Hierzu sagt Bernhard Stiedl, Vorsitzender des DGB Bayern: „Es mag in Zeiten komplizierter Tarifrunden auch taktisches Kalkül sein, die wirtschaftliche Lage dramatischer zu zeichnen als es die Realität tatsächlich hergibt. Dennoch würde ich mir gerade in der aktuellen Situation mehr Optimismus und mehr Selbstvertrauen von Seiten der Arbeitgeber wünschen.“
Laut Stiedl seien Unternehmen trotz unbestritten widriger Umstände bislang deutlich besser durch die Krise gekommen als zunächst angenommen: „Vor allem in Bayern steht die Wirtschaft sehr gut da. Auch der guten Zusammenarbeit der Sozialpartner ist es zu verdanken, dass zahlreiche Arbeitsplätze erhalten werden konnten. Nicht ohne Grund melden viele Unternehmen Rekordumsätze und Rekordgewinne.“
Dies sei laut Stiedl allen voran das Verdienst der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer: „Und deshalb haben sich die Beschäftigten auch ein Stück von diesem Kuchen – sprich ordentliche Lohnerhöhungen – redlich verdient. Angesichts galoppierender Preise ist es nicht nur völlig legitim, sondern auch zwingend notwendig, diese Lohnerhöhungen in aktuellen und kommenden Tarifrunden lautstark einzufordern.“
Darüber hinaus hätten es die Arbeitgeber Stiedl zufolge selbst in der Hand, dem von ihnen ebenfalls vielfach beklagten Fachkräftemangel wirksam zu begegnen: „Wir sehen es doch gerade an der Debatte um die Vier-Tage-Woche: Es braucht jetzt einen Kulturwandel in der Arbeitszeitpolitik. Nicht mehr, sondern weniger Arbeit muss die Lösung sein. Die Wünsche und Erwartungen vieler Menschen haben sich verändert. Gerade jüngere Generationen legen heutzutage Wert auf Selbstbestimmung und darauf, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. Betriebe, die heute mit einer Vier-Tage-Woche um Auszubildende werben, können sich derzeit vor Bewerbungen kaum retten – davor sollten auch andere nicht länger die Augen verschließen“, so Stiedl abschließend.